Tabletop

Tabletop und Produktfotografie

Highkey mit Softbox

Gegenstände fotografieren ohne großen Aufwand

Vielleicht bist du einer der Fotografen denen kein eigener Raum für die Fotografie zur Verfügung steht. Und dich in ein Fotostudio einzumieten, nur weil du entweder Produkte für eine Internetseite, eBay oder ein anderes Projekt benötigst, ist auch nicht das, was du willst?

Dann werde ich dir mit diesem Tutorial zeigen, wie du mit einfachen Mitteln, Gegenstände im High und Lowkey-Verfahren fotografierst und anschließend das Motiv sauber freistellst.

Dabei ist die Grundlage denkbar unkompliziert. Mit einigen wenigen Hilfsmitteln aus dem Baumarkt und mindestens einem (besser zwei) externen Blitz, lässt sich ziemlich einfach ein wunderbarer zweckgebundener Aufbau realisieren. Für den Anfang ist ein weißer oder schwarzer Hintergrund für diese Art von Fotografie optimal, da das Objekt besonders gut freigestellt werden kann.

Was brauchst du dazu?

Bessey Klemmen auf Amazon

Ich selbst verwende für die Tabletop- und Produktfotografie Kunststoffplatten* aus dem Baumarkt. Diese Platten sind recht robust, sind in den wichtigsten drei Farben verfügbar und nicht allzu teuer. Die wichtigsten Farben sind Grau, Weiß* und Schwarz*. Damit lassen sich High-Key Fotos, Low-Keys und quasi alle Abstufungen dazwischen erzeugen.

Während meiner ersten Gehversuche, hatte ich mit den kleineren Platten mit 1000mmx500mm gearbeitet. Dabei habe ich eine der Platten waagerecht hingelegt und eine als Hintergrund hochkant aufgestellt. Das Ergebnis hatte mich jedoch nur bedingt überzeugt.

Durch das Aufstellen der Rückwand, war der Übergang von der Bodenplatte zu den beiden Hintergrundplatten als Schatten und kleiner Spalt auf den Fotos deutlich zu erkennen. Natürlich kannst du dieses Problem in Photoshop beheben, allerdings lässt sich hier viel Zeit sparen, wenn die Bodenplatte direkt in den Hintergrund übergeht.

Die Kante im Hintergrund ist deutlich sichtbar
Die Stoßkanten im Hintergrund sind deutlich sichtbar

Hier gebe ich zu bei professionellen Produktfotografen gespickelt zu haben. Diese verwenden neben Glasplatten oft auch einen scheinbar endlosen Hintergrund aus Papier, wie er auch in der Portraitfotografie zum Einsatz kommt. Alternativ kannst du ihn mit Hilfe einer größeren Hartfaserplatte und ein wenig Bastelgeschick recht leicht selbst herstellen.

Nahtloser Hintergrund
Durch die gewölbte Platte ist der Hintergrund nahtlos

Dazu habe ich mir die Platten in 1500x500mm besorgt. Damit kann ich die Platte ganz einfach nach hinten hochbiegen und fixieren. Ob du die Platten an einer Wand anlehnst oder mit Schraubzwingen oder Federklemmen am Tisch befestigst, bleibt dir überlassen.

Alternativ, kannst du auch dünne Pappbahnen übereinander legen, allerdings fängst du hier hinterher wieder an zu retuschieren.

Zum Schnellen festklemmen verwende ich Kunststoffklemmen*. So ist das Set innerhalb von fünf Minuten aufgebaut und lässt sich flexibel und probemlos ändern. Vorteil der Klammern: Sie sind günstig und in verschiedenen Größen erhältlich. Ich empfehle dir die größere Ausführung, da diese mit größerer Kraft auch die gebogenen Platten stabil in Form halten.

Für die Ausleuchtung kommen Speedlites von Canon (430 EX II*) und Yongnuo (YN-568 EX II*) mit sowohl TTL als auch manueller Steuerung zum Einsatz. Diese werden mit Yongnuo Funksendern (YN622-C*) entfesselt und können so wunderbar in das Setup integriert werden. Gelegentlich nutze ich auch eine Softbox von Neewer* mit 80x80cm.

 

Setups und Lichtführung für die einfache Produktfotografie

Hier habe ich je nach dem, welches Objekt ich fotografieren will ein unterschiedliches Setup. In der Regel arbeite ich mit zwei Blitzen, selten auch drei. Je nach Stil und gewünschter Beleuchtung kommt auch eine Softbox als Beleuchtung zum Einsatz.

 

Setup 1 – High-Key ohne Softbox
Highkey Setup ohne Softbox
Highkey Setup ohne Softbox

Bei diesem Aufbau kommt als Boden und Hintergrund die 1,50m lange Kunststoffplatte zum Einsatz.

Diese lege ich auf einen Tisch und ziehe das hintere Ende so weit hoch, dass ich mein Objekt aus allen, für mich relevanten relevanten Richtungen fotografieren kann, ohne das Ende der Bahn zu sehen. Nun kommen zwei kleinere Platten als Seitenteile zum Einsatz, die ich mit Klammern am Hintergrund fixiere. Obendrauf kommt eine weitere kleine Platte, mit der ich meinen fotografischen Raum komplett schließe und das Umgebungslicht weitestgehend abschirme.

In diesem Setup verwende ich meist zwei Blitze. Der Erste, blitzt die linke Seite in einem spitzen Winkel an, und beleuchtet so auch den Hintergrund, dabei achte ich darauf, kein direktes Licht auf mein Objekt fallen zu lassen. Der zweite Blitz wird in einem recht steilen Winkel entweder auf die andere Seitenwand oder die Deckelplatte gerichtet. Durch die Verwendung der weißen Platten wird das Licht gestreut und in alle Richtungen reflektiert. Dadurch ergibt sich ein weiches Licht auf dem gesamten Objekt und es entstehen kaum Schatten. Durch verschieben der Blitze und Anpassung der Leistung, lassen sich sehr unterschiedliche Ergebnisse erreichen.

 

Setup 2 – High-Key mit Softbox
Highkey mit Softbox
Highkey mit Softbox

Auch hier kommt wieder die Lange Kunststoffplatte als Untergrund und Rückwand zum Tragen.

Abermals verwende ich die kleineren Platten als Seitenwände und Deckel. Mit dem Unterschied, dass ich eine dieser Platten durch eine 80x80cm große Softbox ersetze.

Dies ermöglicht es mir weiche Schattenverläufe in eine Richtung zu erzeugen und somit eine gezieltere Lichtrichtung festzulegen als in dem Setup ohne Softbox.
Der zweite Blitz dient als Aufhellblitz für den Hintergrund und die der Softbox abgewandten Seite.

Sehr deutlich zeigt sich in dem Bild des Setups eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung der gesamten Szenerie.

 

Setup 3 – Low-Key mit und ohne Softbox
Lowkey mit Pergamentpapier
Lowkey mit Pergamentpapier

Statt der weißen Platten verwende ich hier die schwarzen. Bei diesem Setup, ist es wichtig so wenig reflektierende Flächen wie möglich zu erzeugen, damit der Hintergrund nicht sichtbar wird. Das Licht kann mit Hilfe von Pergamentpapier leicht gestreut werden, und lässt sich so einfach auch in das Setup hineinstellen.

 

Blitzkonfiguration

Wie oben schon geschrieben verwende ich meist zwei entfesselte Blitze. Diese steuere ich mit einem Funksystem von Yongnuo an. Dabei kommen zwei 622C als Empfänger und ein 622C-TX als Sender zum Einsatz. Vorteil des 622C-TX ist die Möglichkeit sämtliche Blitzeinstellungen über das externe Display direkt vornehmen zu können. So vermeide ich umständliche Zwischenschritte über das Kameramenü.

Hier gibt es eine Erklärung und Vorstellung der Yongnuo-Funksender.

In einem High-Key Aufbau ist mein vorrangiges Ziel eine gleichmäßig helle Ausleuchtung des Objekts. Gleichzeitig versuche ich mit dem zweiten Blitz den Hintergrund deutlich stärker zu belichten um das Objekt möglichst freizustellen. Mit einer Spotmessung auf das Objekt, kann ich die spätere optimale Belichtung feststellen und ggf. mit der Belichtungskompensation anpassen.

Durch die weißen Platten um das Objekt herum wird das Licht mehrmals hin und her reflektiert und dabei gestreut. Dadurch wird eine sehr ausgeglichene Lichtverteilung gewährleistet und es entstehen kaum Schatten.

Highkey mit Softbox
Highkey mit Softbox

Anders verhält es sich bei den Low-Key Aufnahmen.
Hier versuche ich möglichst wenig Licht auf die Rückwand fallen zu lassen.

Jede Reflexion auf dem Hintergrund muss nachträglich retuschiert werden, weshalb ich versuche dieses Problem möglichst vor dem Auslösen in den Griff zu bekommen. So verwende ich neben einem Abschatter aus Schaumstoff auch schwarzen Karton um das Licht zu lenken.

Die schwarzen Kunststoffplatten schlucken extrem viel Licht, weshalb ich in diesem Setup auf einen höheren Direktanteil des Blitzlichts angewiesen bin. Optimal wäre die Verwendung von Striplights, die mir leider nicht zur Verfügung stehen, doch auch mit Pergamentpapier und Karton, kann man sich hier erfolgreich behelfen.

Lowkey mit Pergamentpapier
Lowkey mit Pergamentpapier

 

Kameraeinstellungen

Was die Kamera und Blitzeinstellungen angeht, starte ich mit etwa 1/16 der Blitzleistung und taste mich langsam an die optimalen Werte heran. Bei rein indirektem Blitz kann die Blitzleistung auch 1/4 betragen, bei hartem direktem Licht senke ich die Leistung meist auf etwa 1/64.

Generell fotografiere ich hier im manuellen Modus und nutze dabei einen ISO von 100-200 bei Belichtungszeiten von etwa 1/250 Sekunde.
Mit einer hohen Blendenzahl von f/8 und mehr, bleibt nur noch das Blitzlicht erhalten und das Tageslicht oder die Raumbeleuchtung fallen dadurch nicht mehr ins Gewicht.

Mit der Blitzbelichtungskorrektur kann ich bei kleinen Belichtungsfehlern leicht korrigieren, bei größeren Abweichungen stelle ich die Leistung der Blitze manuell ein. Meist verwende ich die Spotmessung um die Kamera unabhängig vom Hintergrund messen zu lassen. Damit habe ich schon einen deutlich weißeren Hintergrund, als mit der Mehrfeldmessung. Hier würde die Kamera auf ein mittleres Grau belichten, und das Objekt wäre wie im folgenden Bild unterbelichtet.

Sind die Blitz- und Belichtungseinstellungen an das Setup angepasst, kann ich die Kamera beliebig verschieben um mein Objekt aus verschiedenen Winkeln zu fotografieren.

 

Nachbearbeitung

Die Nachbearbeitung der Bilder findet bei mir meist ausschließlich in Lightroom statt.

Zunächst passe ich die Belichtung sauber auf das Objekt an. Bei High-Keys erhöhe ich dann die Weißwerte und Lichter soweit, dass sie im fotografierten Objekt gerade noch nicht ausfressen.

Das lässt sich mit dem Drücken der ALT-Taste und gleichzeitigem Verschieben der jeweiligen Regler kontrollieren.

Highkey in Lightroom
Highkey in Lightroom

Danach werden die Ränder um das Objekt versäubert, eine eventuelle Chromatische Aberration entfernt und der Hintergrund mit dem Pinselwerkzeug entsättigt und aufgehellt. Dies funktioniert mit einem Zeichentablett sehr schnell und einfach.

Bei Lowkeys ist mein Arbeitsvorgang umgekehrt. Hier senke ich die Belichtung soweit ab, dass mir die schwarzen Stellen nicht ausfressen und Schatten noch als solche erkennbar bleiben.
Mit dem Pinselwerkzeug korrigiere ich um das Objekt herum die Belichtung und Tiefen soweit ab, dass der Hintergrund wirklich schwarz ist.

Auch das lässt sich wieder bequem mit der ALT-Taste kontrollieren.

LowKey in Lightroom
LowKey in Lightroom

Staubkörner werden weggestempelt und unerwünschte Reflexionen in Photoshop entfernt.

Dann können die Bilder exportiert und weiterverarbeitet werden.
 

Ich hoffe dieser Artikel hat dir etwas gebracht, bei Fragen und Anregungen freue ich mich immer über Kommentare.

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