Langzeitbelichtung

Was genau sind Langzeitbelichtungen?

Geht man nach der Definition der Kamerahersteller, so handelt es sich bei einer Langzeitbelichtung um alle Fotos mit einer Belichtungszeit länger als eine Sekunde. Ab einer Belichtungsdauer von 1s lässt sich kameraintern eine Rauschreduzierung hinzuschalten.Langzeitbelichtungen sind mit den gängigen Kameras ohne Zubehör bis zu 30 Sekunden möglich. Mit dieser maximalen Belichtungszeit lässt sich schon ein Großteil der Langzeitanwendungen erschlagen. Für das Fotografieren von Feuerwerk sowie Autos und Innenstädte bei Nacht reichen schon 20 Sekunden allemal.

Feuerwerk Langzeitbelichtung
Feuerwerk Langzeitbelichtung

 

Der Bulb-Modus

Trotz alledem gibt es Fotos die eine Belichtungszeit jenseits der 30 Sekunden hatten. Städte, die wie leer gefegt aussehen, Wolken die zu weißen Schleiern werden und Sternenspuren am Himmel erfordern mitunter mehrere Minuten bis hin zu stundenlanger Belichtung.

Langzeitbelichtung der Skyline von San Juan
Langzeitbelichtung der Skyline von San Juan

Diese Belichtungszeiten erreicht man über den sogenannten „BULB-Mode“. Dabei wird das Bild so lange belichtet wie der Auslöser gedrückt ist. Um ein Verwackeln des Bildes zu vermeiden, gibt es nützliches Zubehör.

Batteriegriffe mit programmierbarer Belichtungszeit, manuelle oder automatische Fernauslöser sind prädestiniert für diese Aufgabe. (Zur Not tut’s auch mal Klebeband mit dem der Auslöser festgeklebt wird)

Hiermit lassen sich Expositionszeiten von bis zu mehreren Stunden erreichen. Bis auf manche Nikon Kameras, die eine maximale Bulb-Zeit von 30 Minuten vorgeben, gibt es nur eine Begrenzung durch die Akkulaufzeit.

Akkus

Langzeitbelichtungen reduzieren die Akkulaufzeit deutlich, da der Sensor dauerhaft arbeitet. Um sicher und lange fotografieren zu können, solltest du immer mehrere Akkus dabei haben. Am besten in der Hosentasche, denn warme Akkus haben eine deutlich längere Laufzeit.

Wer bei seinen Langzeitbelichtungen sicher genug Kapazität haben will, kann auf ein Netzteil oder einen Batteriegriff zurückgreifen. In diesen können zwei Akkus oder handelsübliche AA (Mignon) Batterien verbaut werden.

Batteriegriff Meike

 

Stativ

Wie oben schon geschrieben, ist ein großes Problem das Verwackeln.
Mit einem Stativ können unabsichtliche Kamerabewegungen meist verhindert werden. Je stabiler und schwerer das Stativ ist, desto weniger wackelt die Kamera im Wind. Auch die Gefahr des Umkippens sinkt mit höherem Gewicht. Manche Ständer erlauben es einen Rucksack als Beschwerung einzuhängen.

Langzeitbelichtung mit Stativ
Langzeitbelichtung mit Stativ

Eine Alternative zum Stativ ist das Bean-Bag, ein Kirschkernkissen für den Außeneinsatz. Hier lässt sich die Kamera durch auflegen in Position bringen.

 

Fernauslöser

Um ein eventuelles Verwackeln noch weiter zu verringern, empfiehlt sich der Einsatz von Fernauslösern. Diese sind in Verschiedenen Ausführungen erhältlich.

Auslöser mit Kabel sind einfach in der Handhabung und schließen den Auslöser der Kamera kurz. Auch der Autofokus lässt sich über dieses Zubehör aktivieren. Kabelauslöser lassen sich auch selbst fertigen. Doch bei den so günstigen Preisen für Fernauslöser mit formschönen Gehäusen sehe ich keine Notwendigkeit diese selbst zu basteln.

Infrarotgeräte bieten die Möglichkeit kabellos auszulösen. Dabei gestaltet sich die Verwendung tagsüber aufgrund des Sonnenlichts als schwierig. Weiterhin erfordern diese Geräte eine direkte Sichtverbindung.

Funkfernauslöser sind die dritte Option. Der Vorteil liegt auf der Hand. Die Kamera kann ohne Sichtverbindung ausgelöst werden. Dabei sitzt ein Empfänger an der Buchse für die Kabelfernauslösung. Der Sender löst aus der Hand heraus entsprechend aus. Diese Auslösemethode ist auch interessant für Tierfotografen. Die Kamera kann einmal platziert mehrfach ausgelöst werden, ohne die Fluchtdistanz der Tiere zu unterschreiten. Nachteil dieses Systems ist, wieder auf zusätzliche Stromversorgung achten zu müssen.

 

Spiegelvorauslösung (für DSLR)

Eine zusätzliche Möglichkeit um das Verwackeln zu minimieren, bietet die Spiegelvorauslösung bei Spiegelreflexkameras. Bei DSLRs kann das Bild bei hohen Brennweiten schon durch den Spiegelschlag beim Auslösen verwackeln. Hier schafft die Option Spiegelvorauslösung (in den Custom Menüs) oder die Verwendung des Live-View Abhilfe. Diese Problem tritt bei System- und Kompaktkameras nicht auf.

 

Graufilter

Wer tagsüber mit langen Belichtungszeiten fotografieren will ist auf sogenannte Graufilter oder englisch: ND-Filter (Neutral Density), angewiesen. Diese sind als Schraubfilter oder als Scheiben für Filtersysteme erhältlich.

ND-Filter Beispiel
ND-Filter Beispiel

Der Graufilter verringert die Menge des einfallenden Lichts um festgelegte Werte. Diese Filter werden mit unterschiedlichen Bezeichnungen wie ND3, ND8, 1000x, 10x usw. angegeben. Dabei lassen sich auch mehrere Filter kombinieren.

ND Filter sind auch als variable Filter erhältlich. Dabei lassen sich zwei Scheiben zueinander verdrehen und verdunkeln sich durch den Polarisationseffekt.

Vorteil der variablen ND-Filter ist, dass sich die Schärfe einstellen lässt und die Belichtung komfortabel nachträglich angepasst werden kann. Nachteile ergeben sich vor allem bei günstigen Modellen. Vignettierungen, Farbabweichungen und Farbsäume können die Folge sein.

Wasserfälle: Belichtungszeit mit Graufilter 230 Sekunden
Wasserfälle: Belichtungszeit mit Graufilter 230 Sekunden

 

Rauschreduzierung

Eine Option die man bei der Langzeitfotografie nicht außer Acht lassen sollte, ist die Kamerainterne Rauschreduzierung.

Zusätzlich zu einem niedrigen ISO, kann ein sogenannter Dark Frame erstellt werden. Dabei belichtet die Kamera nach dem eigentlichen Foto mit der selben Zeit nochmal jedoch ohne den Verschlussvorhang zu öffnen.

Aufgrund der dauerhaften Verarbeitung von Informationen durch den Sensor erwärmt sich dieser und generiert ein sichtbares „Rauschen“ im Bild, wobei einige Pixel deutlich hervorstechen. Die sogenannten Hot-Pixel.

Mit der zweiten Belichtung können diese Hot-Pixel schon Kameraintern herausgerechnet werden.
Auch wenn die doppelte Belichtungszeit gelegentlich doch extreme Ausmaße erreicht, lohnt sich der Einsatz der Rauschreduzierung dennoch. Die Bilder sind deutlich klarer und müssen weniger nachbearbeitet werden.

…und während die Kamera noch eine Stunde nachbelichtet, kann man auch in Ruhe einen Kaffee trinken.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert