Vollformat oder Crop
Vollformat auch Kleinbild genannt im Vergleich zum Crop- oder APS-C Format.
Die eigene Vollformat Kamera ist der Traum eines jeden ambitionierten Fotografen. Doch warum eigentlich?
Werden die Bilder mit Sicherheit besser und hat die Vollformatkamera nur Vorteile?
Inhalt
Geschichtlicher Hintergrund
Größe der Sensoren
Schwierige Lichtsituationen
Crop-Faktor
Tiefenschärfe
Vor- und Nachteile zusammengefasst
Liste verschiedener Vollformatkameras
Noch vor etwa 30 Jahren wurden für die analoge Fotografie noch Filmrollen benutzt. Ein quasi-Standard war der 35mm Kleinbild-Film.
Als um die 90er Jahre die ersten Digitalen Kameras auf den Markt kamen, wurden Sensoren verbaut, die signifikant kleiner waren als die 35mm. Sogenannte APS-Sensoren, deren Größe der eines kleineren Filmformats entsprach. Erst 2002 kam der erste digitale Bildsensor im Kleinbild-Format auf den Markt.
Canon war damals der erste Hersteller der Sensoren mit den Kleinbildmaßen verbaute und nannte dieses aus Marketinggründen Full-Frame (Voll Format). Damit suggerierte man dem Kunden dass die alten kleinen Sensoren (APS oder Crop genannt) nur halbe Kameras sein. Die einzige Wahrheit ist, das Vollformat entspricht dem analogen Kleinbild – mit eben diesen 35mm.
Die Rechnung ging auf. Bis heute hält sich der Irrglaube, nur eine Vollformatkamera sei eine „richtige“ Kamera. Dabei nehmen diese Sensoren auch nur Bilder auf. Mittlerweile gibt es auch größere Sensoren im sogenannten Mittelformat. Diese Kameras von Herstellern wie Hasselblad, Phase One, Pentax und Leica bewegen sich im Preisrahmen eines Neuwagens, spielen aber in diesem Artikel keine Rolle.
Damit zurück zu den APS-C und Vollformatsensoren.
Größe der Sensoren
Vollformatsensoren sind wie oben schon erwähnt, mit 36x24mm größer als das APS-C Format mit 22x15mm. Die Fläche der Kleinbildsensoren ist damit etwa 2.5x so groß wie beim APS-C und ist so in der Lage einen größeren Bildausschnitt und damit deutlich Mehr von der Szenerie aufzunehmen.
Ein Größerer Sensor führt jedoch auch zu größeren Produktionskosten und damit auch teureren Kameras.
Und da die Sensorfläche größer ist, werden auch Objektive benötigt, die einen größeren Durchmesser haben, mit dem es möglich ist, diese Fläche auszuleuchten. Das heißt die günstigen Objektive, die für Crop-Kameras gemacht sind, können an einer Vollformatkamera nicht verwendet werden!
Schwierige Lichtsituationen
Natürlich haben Vollformatkameras auch ihre Daseinsberechtigung. So produzieren sie unter schwierigen Lichtsituationen deutlich weniger digitales Bildrauschen.
Digitale Bildsensoren sind aus vielen kleinen Lichtsensoren aufgebaut, die wir als Pixel kennen.
Betrachten wir nun beide Sensortypen, so sind bei gleicher Pixelzahl die einzelnen Pixel auf dem Vollformatsensor deutlich größer.
Damit fällt bei einem Vollformatsensor deutlich mehr Licht auf den einzelnen Pixel. So kann bei gleichen Lichtverhältnissen der ISO bei der Vollformatkamera geringer gewählt werden als bei der APS-C.
Das bedeutet gleichzeitig:
Bei den selben ISO-Werten ist der Vollformatsensor deutlich rauschärmer als ein Crop-Sensor.
Crop-Faktor
Auch in der Landschafts- oder Architekturfotografie haben Vollformatsensoren einen Vorteil. Bei gleicher Brennweite ist das Kleinbildformat deutlich weitwinkliger als das Crop-Format.
Für dieses Bild habe ich an einer Vollformat-Kamera 24mm verwendet. Um das gleiche Bild mit einer Crop-Kamera schießen zu wollen, hätte ich ein Objektiv mit 14mm wählen müssen.
Anders herum verhält es sich bei Tele-Objektiven mit hohen Brennweiten. Diese werden meist erworben um möglichst große Distanzen zum Objekt zu überbrücken. Gerade in der Tier oder Makrofotografie ist ein gewisser Abstand zum Subjekt notwendig, um die Fluchtdistanz zu wahren.
Hier macht der Einsatz eines APS-C Sensors mehr Sinn. Mit diesem kommt man scheinbar „näher“ an das Motiv heran.
Dieser Effekt wird in der Fotografie als “Crop-Faktor” Bezeichnet.
Ein 100mm Objektiv an einer Vollformat-Kamera hat 100mm Brennweite. Das Gleiche Objektiv hat an einer APS-C Kamera eine gefühlte Brennweite von 160mm. Eben um den Faktor 1.6 verlängert. 400mm Brennweite füllen den Bildbereich einer Crop-Kamera wie 640mm an einer Full-Frame.
APS-C Kameras von Canon z.B. 700D, 70D haben einen Crop-Faktor von etwa 1.6. Nikons APS-Sensoren sind geringfügig größer und haben damit einen Wert von 1.5. Mit diesen Werten lassen sich die äquivalenten Brennweiten zum Kleinbildsensor (Crop-Faktor 1) berechnen.
Tiefenschärfe an der Vollformat-Kamera
Doch nicht nur die Brennweite wird durch die Sensorgröße beeinflusst, sondern auch die Tiefenschärfe. So lassen sich Hintergründe bei der Verwendung von Vollformatkameras noch besser weichzeichnen.
Wie funktioniert das, wenn die maximale Blende des Objektivs ja immer gleich ist?
Durch den geringeren notwendigen Abstand zwischen Objekt und Kamera ist man gezwungen die Distanz zum Objekt zu verkürzen um den gleichen Bildausschnitt zu füllen, wie bei einem Crop-Sensor. Dadurch wird die Entfernung zum Hintergrund im Verhältnis zum Abstand von Objektiv und Objekt größer. Das führt dazu, dass der Hintergrund unschärfer dargestellt und das Objekt besser freigestellt wird.
Gerade in der Portraitfotografie bei unruhigem Hintergrund kann dies sehr hilfreich sein.
Zusammenfassung der Vor- und Nachteile
Vorteile Vollformat | Nachteile Vollformat |
-Höhere Bildqualität
-Besseres Rauschverhalten -Besseres Freistellverhalten (Depth of Field) -Weitwinkelobjektive werden voll ausgenutzt -Hellerer Sucher -Professionelle spritzwasserdichte Bodies aus Metall -Mehr Einstellungsmöglichkeiten |
-Höherer Anschaffungspreis
-Weniger Modelle zur Auswahl -Weniger und teurere Objektive -Teureres Zubehör -Schwerer -Größer |
Vorteile Crop | Nachteile Crop |
-Größere Objektivauswahl
-Günstig in der Anschaffung -Deutlich größere Auswahl -Günstigere Objektive -Besser für Makros -Besser für Wildlife und Sport -Leichter -kleiner |
-kleinerer Sensor
-Mehr Bildrauschen -Weitwinkel nur mit speziellen Objektiven |
Verschiedene Vollformatkameras
Canon | Nikon | Sony | Pentax | Leica |
Canon EOS 5D EOS 5D MK II EOS 5D MK III EOS 5Ds EOS 5Ds R EOS 6D EOS 1Ds EOS 1Ds MK II EOS 1Ds KM III EOS 1D X |
DF D600 D610 D700 D750 D800 D800e D810 D810a D3 D3X D3S D4 D4S D5 |
α99 α850 α900 α7s α7 II α7R II α7S II |
K1 | M9 |
Ein Kommentar
jkb
Anbei möchte ich noch hinzufügen FF verzeichnet weniger bei extremen Weitwinkel-Aufnahmen. Die Bilder wirken weniger „gewürgt“ als bei APS-C oder kleiner. Ausserdem hat man bei FF immer das Gefühl man sei näher am Motiv, (gefühlt).
Toller Vergleich danke!